Obermanndorf / Untermanndorf

Wohl spätestens ins 8./9. Jahrhundert darf man die Entwicklung des „Dorfes eines Manno“ oder „Mann(lehen)dorfes“ datieren. Die Unterscheidung in „Ober-„ und „Unter-“ ist erst seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts belegt und steht für ein sehr kompliziertes Besitz- und Lehensverhältnis. Nach der sog. Säkularisation schlossen sich die Weiler Obermanndorf und Untermanndorf mit dem Dorf Laimbach und Zeitzenhof zusammen. 1971 kamen sie zu Reckendorf, im Jahr darauf gemeinsam zum Landkreis Bamberg und zum Regierungsbezirk Oberfranken, und wurden im Jahr 1978 Teil der Verwaltungsgemeinschaft Baunach.

Diese „Globalisierung“ und die wirtschaftlich-topographischen Veränderungen seit dem Ende des 19. Jahrhunderts täuschen leider über die überaus bedeutsame Geschichte der beiden Ortschaften hinweg. Denn, um den Zollgebühren in Rentweinsdorf zu entgehen, wählte man häufig die Handelsstraße östlich des Baunachflusses, die sog. „Via regia“ (Königsweg). Von Baunach kommend, über die Leucherhofbrücke an Zeitzenhof vorbei, stellte die Brauerei und das Gasthaus Elflein-Nembach in Untermanndorf eine beliebte Raststätte auf dem Weg nach Ebern dar, zumal hier auch die Pferde gewechselt werden konnten.

Suchte man diesen Verkehrsweg aus, dann begab man sich gerichtlich und kirchlich in eine anders geartete Region als diejenige des jenseits der Baunach gelegenen Reckendorf. Manndorf gehörte bis zur Säkularisation zum Centgericht Medlitz, und somit in das Gebiet des Bischofs von Würzburg. Die Zehntabgaben mussten dem Kastenamt in Ebern entrichtet werden.

Ursprünglich pfarrte der Ort zur Großpfarrei Altenbanz und wird noch 1412 unter ihrem Sprengel genannt. Um 1480 erfolgte die Zuteilung zur neuen Pfarrei Mürsbach: der sonntägliche Kirchgang führte daher auf dem sog. Kirchweg über den Kreberg. Auch Taufen, Eheschließungen und Bestattungen wurden in der im Itzgrund gelegenen Pfarrgemeinde vorgenommen. Erst zur Reformationszeit folgten die Rotenhanischen Untertanen ihrem Lehnsherren und besuchten seit ungefähr Anfang des 17. Jahrhunderts die protestantische Kirche in Rentweinsdorf.

Man erfährt 1345 von einem „Gerlacus de Tumenvelt“ der einen Hof in Manndorf sein Eigen nennt, welcher sich noch im Jahre 1400 im Besitz des „zu Manndorf gesessenen Apeln von Tünfeld“ befindet. 1403 ging dieses Allodium (Eigenbesitz) an Apel von Schaumberg über und ist in den Folgejahren in Untermanndorf zu lokalisieren. Von dem ehemaligen Wasserschloss ist nur noch ein kleiner Hügel sichtbar.

Einen Besitz, der sich im heutigen Obermanndorf befand, hatte Lutz von Rotenhan und seine Gemahlin Felizitas dem Bamberger Domherren Arnold von Sparneck 1405 verkauft, der ihn ein Jahr später dem Frühmesser des Kunigundenaltars im Bamberger Dom stiftete. 1438 wird dieses Gut als „bei Endres Köstlingers Hof gelegen“ näher beschrieben, dessen vier Sölden wiederum von Martin von Köslin 1461 an die Frühmessstiftung der Reckendorfer Kirche verkauft wurden.

Nachdem beide Orte von den Schweden dem Erdboden gleich gemacht worden sein sollen, war von den 1620 überlieferten 9 Mannschaften nach dem Kriegsende 1648 nur noch der Bewohner Georg Elflein dort angesiedelt. Sein Vorfahre, Hans Elflein war Untertan derer von Rotenhan und hatte bereits 1605 neben dem bestehenden Wirtshaus, das Hans Neuckel gepachtet hatte, eine zweite Schenkstatt eröffnete. Die Lehnsherren der älteren Gaststätte waren bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit denjenigen Adelsgeschlechtern identisch, die auch das Reckendorfer Schlossgut innehatten.

Das Wirtshaus und die „Stern“-Brauerei verloren mit dem Ausbau der „Chaussee“ (spätere B 279) auf der Reckendorfer Baunachseite Ende der 1830er Jahre ihre Bedeutung. Ein letzter Aufschwung war vielleicht noch zu verzeichnen, als 1895 die Eisenbahnlinie Bamberg–Maroldsweisach eingerichtet wurde und so ein eigener Bahnhof – heute Haltepunkt – in Obermanndorf den Wochenend-Frischlern aus der Stadt zum Vergnügen gelegen kam. Doch gerade dieser, im 20. Jahrhundert ungewollt errungenen Randlage ist es zu verdanken, dass sich der malerisch dörfliche Charakter der beiden Manndorf erhalten hat, und sich deshalb die Gegend für einen Spaziergang oder eine Radwanderung durchaus lohnt.

Text und Zusammenstellung: Adelheid Waschka, M.A., Archivarin & Kunsthistorikerin, Hallstadt

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